Schmieren und Fetten
Verfasst: Mi 13. Jun 2018, 10:49
Hallo, in die Runde.
ich weiss nicht, ob schon jemand konkret zu diesem Thema etwas verfasst hat, aber viele Themen der "Motorradpflege" beschäftigen sich leider nur mit "optischen" Dingen.
Diese im wahrsten Sinne "oberflächliche Betrachtungsweise".kümmert sich (leider) hauptsächlich um ein gutes optisches Aussehen des Bikes.
Aber auch im nicht sichtbaren Bereich gibt es reichlich Technik und damit Pflegebedarf.
Gerade, wenn es um Werterhalt, Funktion und Sicherheit geht, sind es oft die nicht sichtbaren Teile, die entscheidend sind.
Während über Motoröl unendliche Diskussionen geführt werden (sinnvoll oder nicht, lasse ich mal unkommentiert) und sich mittleiweilerweile echter "Lager" gebildet haben, ob man eine Motorradkette fettet oder einen Trockenschmierstoff eingesetzt, werden über andere, nicht weniger wichtige Schmierstellen, kaum Worte verloren.
Ich möchte daher mal einen Thema aufmachen, das sich mit Schmieren und Fetten am Motorrad allgemein beschäftigt.
Es gibt viele Schmierstellen, die für ein gut gepflegtes und funktionierendes Motorrad essentiell sind, aber leider sehr selten die notwendige Aufmerksamkeit bekommen:
- Radlager
- Tachoantrieb
- Achsen
- Lenkkopflager
- Schwingenlager
- Umlenkhebel/ Stoßdämferlager
- Lager/ Wellen an Schaltung, Hebeln und Pedalen
- (Tacho-/ Drehzahl-) Wellen
- Bowdenzüge
- Wellen an Schwimmsätteln
- und einige mehr
Oftmals findet man nur die lapidare Aussagen, man soll ein Mehrzweckfett oder WD 40 nehmen.
OK, ein "bisschen" geschmiert ist besser, als gar nicht geschmiert. Aber gute Pflege sieht anders aus.
Aber WD 40 zum dauerhaften Schmieren? Ich nehme es nur zum Putzen, weil es Öle und Fette gut löst.
Auch Kupferpaste ist total "veraltet". Die Zeit schreitet voran, Schmierstoffe entwickeln sich weiter.
Aber auch bei Fetten gibt es eine Spezialisierung. Für jeden Zweck ein bestimmtes Fett.
Ist das immer sinnvoll für uns Hobby-Schrauber?
Fange ich mal ganz vorne an:
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Öl und Fett?
Auf den ersten Blick offenbart sich schon die unterschiedliche Viskosität, also das Fließverhalten.
WIKIPEDIA sagt: Schmierfette sind pastöse Schmierstoffe, die aus einem Schmieröl und einem Eindicker (Seife, Bentonite, Polyharnstoffe, PTFE...) bestehen.
Der "Eindicker" soll also einem Wegfließen des Öls also entgegenwirken.
Aha, wie finde ich jetzt das "richtige" Fett für den jeweiligen Einsatzzweck ?
Dabei sollte als Grundlage herangezogen werden:
- Hohe Drehzahl des Lagers oder niedrige ? (Ein LKL oder eine Schwinge bewegt sich kaum im Sinne von Drehzahl)
- welchen Temperaturen wird das Fett ausgesetzt (dies ist wichtig, damit das Fett nicht wegfließt. Beispiel: Vaseline ist auch ein Fett, wird bei
steigender Temperatur aber schnell so flüssig wie Wasser Augenzwinkern
- welchen Umwelteinflüssen wird das Fett ausgesetzt (Regen, Salzwasser, etc.), Stichwort: Haftfähigkeit, Wegspülbarkeit durch Wasser oder
Säuren (Wasser + Streusalz = Salzsäure!)
- Verträglichkeit mit verschiedenen Materialien (nur Metall oder auch Gummi, etc. . Lithiumverseiftes Fett verträgt sich nicht mit bestimmten
Kunststoffen; diese quellen dann auf)
Jetzt kommt der Moment, an dem man mit wissenschaftlichen/ chemischen Ausarbeitungen anfangen kann. Gerne bin ich bereit auf einzelne Rückfragen zu antworten, möchte aber nicht gleich mit einem "Roman" beginnen.
Also beschränke ich mich auf Grundsätzliches:
- Je höher die Drehzahl, desto dünner das Fett.
Für Radlager (wenn diese nicht schon gekapselt und mit Dauerfettfüllung versehen sind) und Tachoantrieb nimmt man ein leichtes/ dünnes Wälzlagerfett.
Bis 150 Grad (Reibung erzeugt Hitze) sollte das Fett schon durchhalten. Hier bieten sich lithiumverseifte Fette an.
-Für Lenkkopflager oder Schwingenlager, Pedalwellen, Hebel bietet sich ein schweres (=dickes) Wälzlagerfett an.
Persönlich nehme ich ein kupferverseiftes Fett, das auch salzwasserbeständig ist.
Dieses verwende ich auch für Umlenkhebel der Schwinge, Stoßdämpfer und Lager des Schaltgestänges.
- Sonderfall Gas- und Kupplungszüge
Hier bitte unbedingt prüfen, ob Teflon-Züge verbaut sind. Wenn Teflonzüge gefettet oder geölt werden, quellen diese auf und sind danach Schrott!
"Normale" Züge und Tacho- Drehzahlwellen fette ich persönlich mit einem leichten Wälzlagerfett dünn ein. Seele herausziehen, dann sauber wischen und durch das Fett ziehen, das ich mit Daumen und Zeigefinger halte, dann Seele in die Tülle stecken; fertig.
Keine Angst vor dem sich seltsamerweise immer noch bestehendem Gerücht, man könne dadurch die Armaturen beschädigen, weil das Fett durch die Rotation der Welle nach oben in die Tachoeinheit transportiert werden könnte. Blödsinn! Habt ihr dort eine Wellenpumpe?
Einige schwören auf Öl.
Ob man Öl nimmt? Ja, kann man machen, insbesondere dann, wenn man die Seele aufgrund der angebrachten Nippel nicht aus der Hülle bekommt.
Ich gebe aber zu bedenken, dass das dünnflüssige Öl nach unten wandert. Wenn Öl, dann bitte eines nehmen, das dickflüssig ist und nicht verharzt.
Ich nehme meistens SAE 50 Einbereichsöl, das mein andres Moped als Motoröl fährt. 20l Kanister 25,-
- Sonderfall Gleitbolzen bei Schwimmsätteln der Bremse
Hier bitte im Hinterkopf behalten, dass zum einen die Welle (also Metall) geschmiert werden soll, die Abdichtung der Welle aber durch Gummitüllen erfolgt, die nicht durch das Schmiermittel angegriffen werden dürfen.
An dieser Stelle (bei diesen "Mischmaterialien") nehme ich persönlich Silikonfett, das zusätzlich noch den Gummi pflegt
- Achsen:
Hier wird oft über Sinnhaftigkeit des Schmierens diskutiert, weil ja eigentlich nichts geschmiert werden muss im Sinne von Reibverminderung.
Meine Meinung dazu: Achsen bestehen aus Metall und sind zumindest der Luftfeuchtigkeit ausgesetzt. Daher kann es nach nicht Schaden, Fett (schweres Wälzlagerfett) zu benutzen, um einer Korrosion vorzubeugen.
In meiner Hobby-Werkstattgarage nutze ich konkret:
- Ein leichtes lithiumverseiftes Wälzlagerfett
- Ein schweres aluminiumverseiftes Wälzlagerfett
- Silikonfett
- Bremsenfett (Ja, das gibt es wirklich)
- und für Schraubverbindungen eine Montagepaste. Auch hier Alternativ kann ein Mehrzweckfett genutzt werden, um Festrosten zu vermeiden.
Anmerkung: Marken und Typen möchte ich hier nicht aufführen, um keine Schleichwerbung zu betreiben. Wenn Info gewünscht, werde ich nachliefern, betone aber, dass viele Hersteller "das richtige Fett, für bestimmte Anwendungen" verkaufen.
Bitte dabei beachten, dass gewisse Fette nicht mischbar sind.
Ach ja, Zusätze im Fett.
Persönlich bin ich der Meinung, dass Zusätze nicht unbedingt erforderlich sind, wenn regelmäßig Wartungen durchgeführt werden.
EP-Fette für hohe Drücke, MoS2, Graphitzusätze, PTFE, etc. können an bestimmten Stellen vorteilhaft sein. Insbesondere, wenn Notlaufeigenschaften erforderlich sind.
Hier aber erst mal den Kopf einschalten und wirklich genau überlegen, ob es sinnvoll ist, an bestimmten Stellen Festkörperstoffe zur Reibungsverminderung zu verwenden oder ob man dadurch vielleicht genau das Gegenteil erreicht.
Jetzt kommt DAS WICHTIGSTE:
Man muss das FETT auch regelmäßig ANWENDEN. Dabei ist auch der Arbeitsaufwand, den leider viele Motorradbesitzer scheuen, nicht unwichtig.
Während das Fetten/ Schmieren eines Bremshebels schnell gemacht ist, sieht das bei einem Lenkkopflager oder Lager der Schwinge schon anders aus.
Die Wartungs-/ Inspektionsbeschreibungen der Mopeds sind oft nicht sehr aussagekräftig oder berücksichtigen selten den tatsächlichen Einsatz des Mopeds.
Selbstverständlich besteht ein deutlicher Unterschied zwischen einem Schönwetterbike, das nur wenig bewegt wird und einem Bike, bei dem der Besitzer die Bezeichnung "Fahrzeug und nicht Stehzeug" wörtlich nimmt und jedes Wetter ausnutzt.
Ich persönlich mache es wie folgt:
- Schwingenlager, Umlenkhebel schmiere ich alle zwei Jahre, aber spätestens beim Wechsel des Kettensatzes. Ansonsten nutze ich Reifenwechsel, da dann das Hinterrad eh schon draußen ist, wenn ich viele Regenfahrten hatte.
- Lenkkopflager schmiere ich immer nach, wenn ich die Gabel ausbaue. Da ich regelmäßig alle paar Jahre oder spätestens alle 20.000 km das Gabelöl wechsle, ist dies eine gute Gelegenheit. Glaubt mir, es lohnt sich!
- Hebel und Pedale werden mindestens einmal pro Jahr geschmiert, wenn das Moped in den Winterschlaf geht. Züge, Tachowelle und DZM-Welle dito.
- Bremsen fetten mindestens beim Bremsbelag-Wechsel oder alle zwei Jahre, wenn das Moped neue Bremsflüssigkeit bekommt.
Denn dazu gehört auch das Reinigen. Ach ja, ich benutze auf dem Belagträgern und Gleitflächen der Bremszange Plastilube als Schmierstoff.
Hier der Klassiker zum Thema Mischmaterialien. Auf der Platilube-Tube steht, das kein Kontakt mit Gummi erfolgen soll. Also bitte damit auch nicht die Bremskolben schmieren. Dafür das Silikonfett an den Gleitachsen.
Noch eine abschliessende Anmerkung zum Thema Fetten:
Vor jedem Fetten steht das Reinigen.
In der Regel nehme ich dazu Bremsenreiniger.
Aber Vorsicht, wenn Kunststoff oder Gummiteile dabei oder in der Naehe sind. Diese, insbesondere Simmerringe, werden durch Bremsenreiniger schnell spröde und porös. Hier nehme ich lieber Petroleum.
Ich habe noch eine Schmierstelle vergessen:
Schlösser, insbesondere das Zündschloss.
Bitte KEIN Graphit oder Graphitöl benutzen,
Erst recht kein WD 40. Das spült auch den letze Rest Fett oder Schmierstoff raus.
Dafür gibt es spezielle Schlossöle. Nähmaschinenöl geht auch.
Und jetzt seid ihr dran.
Feuer frei
ich weiss nicht, ob schon jemand konkret zu diesem Thema etwas verfasst hat, aber viele Themen der "Motorradpflege" beschäftigen sich leider nur mit "optischen" Dingen.
Diese im wahrsten Sinne "oberflächliche Betrachtungsweise".kümmert sich (leider) hauptsächlich um ein gutes optisches Aussehen des Bikes.
Aber auch im nicht sichtbaren Bereich gibt es reichlich Technik und damit Pflegebedarf.
Gerade, wenn es um Werterhalt, Funktion und Sicherheit geht, sind es oft die nicht sichtbaren Teile, die entscheidend sind.
Während über Motoröl unendliche Diskussionen geführt werden (sinnvoll oder nicht, lasse ich mal unkommentiert) und sich mittleiweilerweile echter "Lager" gebildet haben, ob man eine Motorradkette fettet oder einen Trockenschmierstoff eingesetzt, werden über andere, nicht weniger wichtige Schmierstellen, kaum Worte verloren.
Ich möchte daher mal einen Thema aufmachen, das sich mit Schmieren und Fetten am Motorrad allgemein beschäftigt.
Es gibt viele Schmierstellen, die für ein gut gepflegtes und funktionierendes Motorrad essentiell sind, aber leider sehr selten die notwendige Aufmerksamkeit bekommen:
- Radlager
- Tachoantrieb
- Achsen
- Lenkkopflager
- Schwingenlager
- Umlenkhebel/ Stoßdämferlager
- Lager/ Wellen an Schaltung, Hebeln und Pedalen
- (Tacho-/ Drehzahl-) Wellen
- Bowdenzüge
- Wellen an Schwimmsätteln
- und einige mehr
Oftmals findet man nur die lapidare Aussagen, man soll ein Mehrzweckfett oder WD 40 nehmen.
OK, ein "bisschen" geschmiert ist besser, als gar nicht geschmiert. Aber gute Pflege sieht anders aus.
Aber WD 40 zum dauerhaften Schmieren? Ich nehme es nur zum Putzen, weil es Öle und Fette gut löst.
Auch Kupferpaste ist total "veraltet". Die Zeit schreitet voran, Schmierstoffe entwickeln sich weiter.
Aber auch bei Fetten gibt es eine Spezialisierung. Für jeden Zweck ein bestimmtes Fett.
Ist das immer sinnvoll für uns Hobby-Schrauber?
Fange ich mal ganz vorne an:
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Öl und Fett?
Auf den ersten Blick offenbart sich schon die unterschiedliche Viskosität, also das Fließverhalten.
WIKIPEDIA sagt: Schmierfette sind pastöse Schmierstoffe, die aus einem Schmieröl und einem Eindicker (Seife, Bentonite, Polyharnstoffe, PTFE...) bestehen.
Der "Eindicker" soll also einem Wegfließen des Öls also entgegenwirken.
Aha, wie finde ich jetzt das "richtige" Fett für den jeweiligen Einsatzzweck ?
Dabei sollte als Grundlage herangezogen werden:
- Hohe Drehzahl des Lagers oder niedrige ? (Ein LKL oder eine Schwinge bewegt sich kaum im Sinne von Drehzahl)
- welchen Temperaturen wird das Fett ausgesetzt (dies ist wichtig, damit das Fett nicht wegfließt. Beispiel: Vaseline ist auch ein Fett, wird bei
steigender Temperatur aber schnell so flüssig wie Wasser Augenzwinkern
- welchen Umwelteinflüssen wird das Fett ausgesetzt (Regen, Salzwasser, etc.), Stichwort: Haftfähigkeit, Wegspülbarkeit durch Wasser oder
Säuren (Wasser + Streusalz = Salzsäure!)
- Verträglichkeit mit verschiedenen Materialien (nur Metall oder auch Gummi, etc. . Lithiumverseiftes Fett verträgt sich nicht mit bestimmten
Kunststoffen; diese quellen dann auf)
Jetzt kommt der Moment, an dem man mit wissenschaftlichen/ chemischen Ausarbeitungen anfangen kann. Gerne bin ich bereit auf einzelne Rückfragen zu antworten, möchte aber nicht gleich mit einem "Roman" beginnen.
Also beschränke ich mich auf Grundsätzliches:
- Je höher die Drehzahl, desto dünner das Fett.
Für Radlager (wenn diese nicht schon gekapselt und mit Dauerfettfüllung versehen sind) und Tachoantrieb nimmt man ein leichtes/ dünnes Wälzlagerfett.
Bis 150 Grad (Reibung erzeugt Hitze) sollte das Fett schon durchhalten. Hier bieten sich lithiumverseifte Fette an.
-Für Lenkkopflager oder Schwingenlager, Pedalwellen, Hebel bietet sich ein schweres (=dickes) Wälzlagerfett an.
Persönlich nehme ich ein kupferverseiftes Fett, das auch salzwasserbeständig ist.
Dieses verwende ich auch für Umlenkhebel der Schwinge, Stoßdämpfer und Lager des Schaltgestänges.
- Sonderfall Gas- und Kupplungszüge
Hier bitte unbedingt prüfen, ob Teflon-Züge verbaut sind. Wenn Teflonzüge gefettet oder geölt werden, quellen diese auf und sind danach Schrott!
"Normale" Züge und Tacho- Drehzahlwellen fette ich persönlich mit einem leichten Wälzlagerfett dünn ein. Seele herausziehen, dann sauber wischen und durch das Fett ziehen, das ich mit Daumen und Zeigefinger halte, dann Seele in die Tülle stecken; fertig.
Keine Angst vor dem sich seltsamerweise immer noch bestehendem Gerücht, man könne dadurch die Armaturen beschädigen, weil das Fett durch die Rotation der Welle nach oben in die Tachoeinheit transportiert werden könnte. Blödsinn! Habt ihr dort eine Wellenpumpe?
Einige schwören auf Öl.
Ob man Öl nimmt? Ja, kann man machen, insbesondere dann, wenn man die Seele aufgrund der angebrachten Nippel nicht aus der Hülle bekommt.
Ich gebe aber zu bedenken, dass das dünnflüssige Öl nach unten wandert. Wenn Öl, dann bitte eines nehmen, das dickflüssig ist und nicht verharzt.
Ich nehme meistens SAE 50 Einbereichsöl, das mein andres Moped als Motoröl fährt. 20l Kanister 25,-
- Sonderfall Gleitbolzen bei Schwimmsätteln der Bremse
Hier bitte im Hinterkopf behalten, dass zum einen die Welle (also Metall) geschmiert werden soll, die Abdichtung der Welle aber durch Gummitüllen erfolgt, die nicht durch das Schmiermittel angegriffen werden dürfen.
An dieser Stelle (bei diesen "Mischmaterialien") nehme ich persönlich Silikonfett, das zusätzlich noch den Gummi pflegt
- Achsen:
Hier wird oft über Sinnhaftigkeit des Schmierens diskutiert, weil ja eigentlich nichts geschmiert werden muss im Sinne von Reibverminderung.
Meine Meinung dazu: Achsen bestehen aus Metall und sind zumindest der Luftfeuchtigkeit ausgesetzt. Daher kann es nach nicht Schaden, Fett (schweres Wälzlagerfett) zu benutzen, um einer Korrosion vorzubeugen.
In meiner Hobby-Werkstattgarage nutze ich konkret:
- Ein leichtes lithiumverseiftes Wälzlagerfett
- Ein schweres aluminiumverseiftes Wälzlagerfett
- Silikonfett
- Bremsenfett (Ja, das gibt es wirklich)
- und für Schraubverbindungen eine Montagepaste. Auch hier Alternativ kann ein Mehrzweckfett genutzt werden, um Festrosten zu vermeiden.
Anmerkung: Marken und Typen möchte ich hier nicht aufführen, um keine Schleichwerbung zu betreiben. Wenn Info gewünscht, werde ich nachliefern, betone aber, dass viele Hersteller "das richtige Fett, für bestimmte Anwendungen" verkaufen.
Bitte dabei beachten, dass gewisse Fette nicht mischbar sind.
Ach ja, Zusätze im Fett.
Persönlich bin ich der Meinung, dass Zusätze nicht unbedingt erforderlich sind, wenn regelmäßig Wartungen durchgeführt werden.
EP-Fette für hohe Drücke, MoS2, Graphitzusätze, PTFE, etc. können an bestimmten Stellen vorteilhaft sein. Insbesondere, wenn Notlaufeigenschaften erforderlich sind.
Hier aber erst mal den Kopf einschalten und wirklich genau überlegen, ob es sinnvoll ist, an bestimmten Stellen Festkörperstoffe zur Reibungsverminderung zu verwenden oder ob man dadurch vielleicht genau das Gegenteil erreicht.
Jetzt kommt DAS WICHTIGSTE:
Man muss das FETT auch regelmäßig ANWENDEN. Dabei ist auch der Arbeitsaufwand, den leider viele Motorradbesitzer scheuen, nicht unwichtig.
Während das Fetten/ Schmieren eines Bremshebels schnell gemacht ist, sieht das bei einem Lenkkopflager oder Lager der Schwinge schon anders aus.
Die Wartungs-/ Inspektionsbeschreibungen der Mopeds sind oft nicht sehr aussagekräftig oder berücksichtigen selten den tatsächlichen Einsatz des Mopeds.
Selbstverständlich besteht ein deutlicher Unterschied zwischen einem Schönwetterbike, das nur wenig bewegt wird und einem Bike, bei dem der Besitzer die Bezeichnung "Fahrzeug und nicht Stehzeug" wörtlich nimmt und jedes Wetter ausnutzt.
Ich persönlich mache es wie folgt:
- Schwingenlager, Umlenkhebel schmiere ich alle zwei Jahre, aber spätestens beim Wechsel des Kettensatzes. Ansonsten nutze ich Reifenwechsel, da dann das Hinterrad eh schon draußen ist, wenn ich viele Regenfahrten hatte.
- Lenkkopflager schmiere ich immer nach, wenn ich die Gabel ausbaue. Da ich regelmäßig alle paar Jahre oder spätestens alle 20.000 km das Gabelöl wechsle, ist dies eine gute Gelegenheit. Glaubt mir, es lohnt sich!
- Hebel und Pedale werden mindestens einmal pro Jahr geschmiert, wenn das Moped in den Winterschlaf geht. Züge, Tachowelle und DZM-Welle dito.
- Bremsen fetten mindestens beim Bremsbelag-Wechsel oder alle zwei Jahre, wenn das Moped neue Bremsflüssigkeit bekommt.
Denn dazu gehört auch das Reinigen. Ach ja, ich benutze auf dem Belagträgern und Gleitflächen der Bremszange Plastilube als Schmierstoff.
Hier der Klassiker zum Thema Mischmaterialien. Auf der Platilube-Tube steht, das kein Kontakt mit Gummi erfolgen soll. Also bitte damit auch nicht die Bremskolben schmieren. Dafür das Silikonfett an den Gleitachsen.
Noch eine abschliessende Anmerkung zum Thema Fetten:
Vor jedem Fetten steht das Reinigen.
In der Regel nehme ich dazu Bremsenreiniger.
Aber Vorsicht, wenn Kunststoff oder Gummiteile dabei oder in der Naehe sind. Diese, insbesondere Simmerringe, werden durch Bremsenreiniger schnell spröde und porös. Hier nehme ich lieber Petroleum.
Ich habe noch eine Schmierstelle vergessen:
Schlösser, insbesondere das Zündschloss.
Bitte KEIN Graphit oder Graphitöl benutzen,
Erst recht kein WD 40. Das spült auch den letze Rest Fett oder Schmierstoff raus.
Dafür gibt es spezielle Schlossöle. Nähmaschinenöl geht auch.
Und jetzt seid ihr dran.
Feuer frei